Kranke Kinder sind häufig appetitlos, was Eltern oft beunruhigt.
Wie problematisch ist es, wenn ein krankes Kind einige Tage lang kaum isst?
Zunächst: Appetitlosigkeit ist bei bestimmten Erkrankungen typisch und häufig, vor allem bei:
- Schmerzen im Mund-/Rachenraum, z.B. bei der Hand-Mund-Fußkrankheit, bei der sog. „Mundfäule“ oder bei einer Mandelentzündung
- Bei Bauchschmerzen und/oder Übelkeit, z.B. bei einem Magen-Darm-Infekt
- Bei einem fehlenden Geschmackssinn, z.B. bei verlegter Nasenatmung bei einem Schnupfen
- Bei allgemeiner Abgeschlagenheit, z.B. bei fieberhaften Erkrankungen
Wenn ein Kind, das zwar krank ist, aber ansonsten einen den Umständen entsprechenden guten Allgemeinzustand hat und ein paar Tage lang kaum isst, muss das nicht direkt Anlass zur Sorge bereiten. (Ausnahme: Ein junger Säugling, der die Muttermilch/Formulanahrung verweigert, muss immer einem Kinderarzt vorgestellt werden!) Wenn wir uns als Erwachsene in die Krankheits-Situation hineinversetzen, können wir uns gut vorstellen, dass bei bestimmten Erkrankungen alleine der Gedanke ans Essen Unwohlsein verursacht. Das ist bei Kindern nicht anders und dies sollte auch respektiert werden. Das kann schwer fallen, vor allem, wenn das Kind ohnehin schon ein „Fliegengewicht“ ist. Dennoch ist es wichtig, auch im Krankheitsfalle niemals ein Kind zum essen zu zwingen.
Schwer erkrankte Kinder aber, die Zeichen einer Austrocknung zeigen, müssen in jedem Fall einem Kinderarzt vorgestellt werden. Dies gilt vor allem für Säuglinge und Kleinkinder. Zeichen einer Austrocknung sind:
- Lethargie
- Reduzierte Urinmenge (weniger volle Windeln)
- Trockene Lippen/Mundschleimhaut
- Weinen ohne Tränen
- Stehende Hautfalten (Bauchhaut)
- Bei Säuglingen: Eingesunkene Fontanelle
Bei kranken Kindern, die in einem ordentlichen Allgemeinzustand sind, ist es in der Regel unproblematisch, wenn sie ein paar Tage kaum essen. Der Flüssigkeitsbedarf muss aber gedeckt werden und Flüssigkeits- und Elektrolytverluste durch Fieber, Erbrechen und Durchfall müssen ausgeglichen werden.
- Bei Säuglingen bis 6 Monate ist die primäre Flüssigkeitsquelle Muttermilch bzw. Formulanahrung. Formulanahrung darf nicht verdünnt werden! Säuglinge bis 6 Monate sollten kein zusätzliches Wasser bzw. Tee angeboten bekommen, sondern ausschließlich Milchnahrung! Nach dem 6. Lebensmonat können zusätzlich zur Muttermilch/Formulanahrung bei Bedarf kleine Mengen an Wasser/ungesüßtem Tee angeboten werden. Säuglinge, die bereits mit der Beikost gestartet haben, hören im Rahmen eines Infektes oft auf, feste Kost zu essen und wollen dafür wieder mehr Milchnahrung. Keine Sorge, das ist normal.
- Kranke Kleinkinder dürfen das Getränk ihrer Wahl bekommen, z.B. Wasser, (evtl. gesüßten) Tee, Apfelsaftschorle. Auch eine leicht gesalzene Gemüsebrühe eigenet sich gut. Bei Erbrechen und Durchfall ist ggf. das Verabreichen einer Elektrolytlösung aus der Apotheke sinnvoll. Bei einem Magen-Darm-Infekt sollte man mit Fruchtsäften zurückhaltend sein, weil in diesem Fall der in Früchten vorkommende Fruchtzucker (Fruktose) schlechter verstoffwechselt wird und Bauchschmerzen und Durchfall zusätzlich begünstigen kann. Vor allem bei Erbrechen ist es sinnvoll, lieber kleinere Mengen an Flüssigkeit, dafür in hoher Frequenz anzubieten (z.B. 1-2 Schlucke alle 5 Minuten). Bei Schmerzen, wie z.B. bei Entzündungen im Mund-/Rachenraum sowie bei Fieber und Unwohlsein ist ggf. die Gabe eines Schmerz- und Fiebermittels (Ibuprofen oder Paracetamol) sinnvoll (im Zweifelsfalle immer mit dem eigenen Kinderarzt Rücksprache halten!)
Und wenn doch etwas Appetit besteht? Welche Lebensmittel sind im Krankheitsfall gut geeignet?
Grundsätzlich gibt es im Krankheitsfall keine „verbotenen“ Lebensmittel und wenn ein krankes Kind Appetit auf ein bestimmtes Nahrungsmittel hat, darf man dieses gerne anbieten. Übrigens muss auch bei einem Magen-Darm-Infekt keine „Schonkost“ eingehalten werden, wie das früher teilweise empfohlen wurde. Dennoch ist es gerade im Krankheitsfall sinnvoll, eher gut verdauliche und leichte Speisen anzubieten, wie z.B. Reis, Kartoffeln, Nudeln, Gemüsebrühe und gedünstetes Gemüse. Gerne darf auch eine Proteinquelle, wie z.B. Tofu oder (Soja-) Joghurt dabei sein.
Wichtig, wie bereits oben erwähnt: Auch und gerade im Krankheitsfall niemals Druck beim Essen ausüben! Ein vielleicht eh schon „schwieriges“ Esserhalten wird sich sicher nicht verbessern, wenn im Krankheitsfall ein Kind zum Essen gedrängt wird.
Übrigens: Kinder, die während einer Krankheit kaum gegessen haben und deren Gewichtsentwicklung stagniert ist oder die sogar etwas an Gewicht abgenommen haben, holen dieses Defizit in der Regel in den Wochen nach der Krankheit wieder auf. Sollte es im Rahmen einer Erkrankung zu einer Änderung der Geschmacksvorlieben gekommen sein: Auch das ist normal! In diesem Falle gilt wie immer: Weiterhin eine Vielzahl an diversen Lebensmitteln ohne Druck anbieten.