Eine Frage, die sehr viele Eltern, gerade im Kleinkindesalter beschäftigt: Wieviel muss mein Kind essen? Mit dieser Frage ist häufig die Sorge verbunden, dass das Kind „zu wenig“ ist.
Wenn Eltern den Eindruck haben, dass ihr Kind zu wenig isst, sollten sie sich zunächst die Frage stellen, weshalb sie das denken:
- Isst das Kind geringere Mengen als andere Kinder?
- Ist das Kind kleiner/schlanker als andere Kinder?
Auch, wenn es nachvollziehbar ist, dass man die Körperstatur und die Essensmengen des eigenen Kindes mit denen anderer Kinder vergleicht: Das ist nicht unbedingt sinnvoll.
Die Körperform (Größe und Statur) ist individuell verschieden und zu einem bedeutenden Teil genetisch festgelegt. Zudem ist der Energiebedarf von der Lebensweise (körperliche Aktivität etc.) abhängig und unterschiedet sich teilweise bei gleichaltrigen Kindern um mehrere 100 Kilokalorien. Nur, weil ein Kind sehr schlank ist, bedeutet das nicht automatisch, dass es zu wenig isst. Es gibt ja durchaus auch sehr schlanke Kinder, die wie „Scheunendrescher“ essen…
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein gesundes Kind genau die Menge isst, die es benötigt für ein gesundes Wachstum und Gedeihen, ist sehr hoch! Ein guter Indikator für eine ausreichende Energiezufuhr (und damit eine ausreichende Essensmenge) ist ein relativ kontinuierlicher Perzentilenverlauf von Größe und Gewicht (mehr dazu auch im Blogartikel „Wie interpretiert man die Perzentilenkurven für Größe und Gewicht?“). Kleinere Schwankungen im Perzentilenverlauf sind übrigens normal. Sollte es allerdings Auffälligkeiten bei den Perzentilenkurven geben, die ein nicht-normales Wachstum bzw. Gedeihen anzeigen, muss dies beim Kinderarzt abgeklärt werden.
Wenn ein Kind aber normal wächst und gedeiht entlang „seiner“ Perzentilenkurven, gilt es, das Kind weiterhin bei der Etablierung eines gesunden Essverhaltens zu unterstützen. Dazu gehört unbedingt auch, die Sättigungssignale des Kindes zu respektieren und das Kind dabei zu unterstützen, diese wahrzunehmen. Wenn ein Kind anzeigt oder sagt, dass es satt ist, sollte dies nicht mit Aussagen wie „Das kann doch gar nicht sein, du hast ja fast nichts gegessen!“ oder „Ich möchte aber, dass du noch 2 Löffel isst, du bist eh schon so dünn“ beantwortet werden.
Was können Eltern stattdessen tun?
Das „Prinzip der geteilten Verantwortung“ (beschrieben von Ellyn Satter) beachten:
- Die Eltern sind für das „was“, „wann“ und „wo“ der Mahlzeiten verantwortlich (Auswahl von adäquaten Lebensmitteln, Ort und Zeit der Mahlzeiten)
- Das Kind ist verantwortlich dafür, zu entscheiden, „ob“ und „wieviel“ es isst.
Damit kommen wir zur Beantwortung der Eingangsfrage: „Wieviel muss mein Kind essen“?
Die Antwort lautet: Das Kind muss gar nichts essen! Ein gesundes Kind wird aber, wenn es Mahlzeiten entsprechend des Prinzips der geteilten Verantwortung angeboten bekommt, die Menge essen, die sein/ihr Körper benötigt.
Es gibt allerdings auch Fälle, in denen die intrinsischen Hunger-/Sättigungssignale und das physiologische Essverhalten gestört sind, z.B. bei Kindern mit einer Fütter-/Essstörung. Hier kann, muss aber nicht unbedingt das Wachstum/Gedeihen auffällig sein. Wenn Eltern aber den Eindruck haben, dass das Essverhalten ihres Kindes auffällig ist und/oder Mahlzeiten über einen längeren Zeitraum als sehr belastend empfunden werden, sollte mit dem Kinderarzt Rücksprache gehalten werden.